Kurz gesagt:
- Bei Anzeichen einer Herzschwäche (z. B. Atemnot) empfiehlt die Leitlinie den Biomarker NT-proBNP im Blut zu bestimmen, um schnell zu einer Ausschlussdiagnose zu gelangen.
- Beim Verdacht auf eine chronische Herzinsuffizienz (die sich langsam im Alltag bemerkbar macht, etwa durch Kurzatmigkeit und abnehmende Leistungsfähigkeit) zeigt der NT-proBNP-Spiegel den Schweregrad der Erkrankung an.
- Auch bei asymptomatischen Patienten gibt der Test wichtige Hinweise auf ein mögliches Herzrisiko.
NT-proBNP ist ein sogenannter Insuffizienzmarker – also ein „Anzeiger“ für eine Herzschwäche. Ausgeschrieben heißt diese Substanz „N-Terminal Pro-B-Type Natriuretic Peptide“. Es handelt sich dabei um einen Eiweißstoff, der in den Muskelzellen des Herzens gebildet wird und der im Körper wie ein Hormon wirkt.
NT-proBNP wird dann ausgeschüttet, wenn das Herz unter Druck steht. Dann dehnt sich die Herzwand aus, damit sich das Organ besser zusammenziehen und dadurch kräftiger pumpen kann – und dieser Dehnungsreiz stimuliert die Freisetzung von NT-proBNP in den Blutkreislauf. Denn das Peptidhormon wirkt harntreibend und blutdrucksenkend, was wiederum das Herz entlastet.
Aus diesem Grund gibt die Menge von NT-proBNP, die man im Blut messen kann, Aufschluss über den Schweregrad einer Herzmuskelschwäche.
Was sagt der NT-proBNP Wert aus?
Verdacht auf Herzinsuffizienz
In der Leitlinie der europäischen Kardiologen-Fachgesellschaft (Leitlinien sind wissenschaftsbasierte Entscheidungshilfen für behandelnde Ärzte) wird die Bestimmung von NT-proBNP bei Verdacht auf nicht-akute Herzschwäche (Herzinsuffizienz) empfohlen – und zwar noch vor dem Herzultraschall, der sogenannten Echokardiografie. Ein normaler NT-pro-BNP-Wert schließt eine Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Bei erhöhten NT-proBNP-Werten ist eine weitere kardiologische Abklärung erforderlich.
Therapiekontrolle
Bei der Behandlung einer Herzinsuffizienz mit Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) eignet sich der Eiweißstoff zur Therapiekontrolle. Bei einer erfolgreichen Behandlung sinkt der NT-proBNP-Spiegel im Blut.
Früherkennung
Der Insuffizienzmarker kann zudem hilfreich sein, um das Risiko von Personen ohne manifeste Herzerkrankung, aber mit Risikofaktoren einzuschätzen –etwa als Zusatzleistung bei der regelmäßigen Gesundheitsuntersuchung für Erwachsene (ehemals „Check-up 35“).
Beispiel: Ein 60 Jahre alter Patient mit eigener Firma, der Tag für Tag Stress hat, weist erhöhten Blutdruck, aber einen guten NT-proBNP-Wert auf. Hier gibt es keinen Grund, eine Herzleistungsschwäche in Betracht zu ziehen.
Umgekehrt kann ein Patient normalen Blutdruck, aber einen hohen NT-proBNP-Wert haben. Auch wenn die Betroffenen noch gar keine Herzleistungsschwäche spüren, ist das ein Hinweis auf ein kardiologisches Risiko. In diesem Fall werden weitere kardiologische Untersuchungen veranlasst.
Wie hoch sind die Normwerte für NT-proBNP?
BNP und NT-proBNP werden auch von Faktoren beeinflusst, die nicht mit dem Herzmuskel in Verbindung stehen:
Alter: Ältere Menschen haben oft höhere NT-proBNP-Werte als jüngere Menschen, da die Produktion des Peptids im Laufe der Zeit zunimmt.
Geschlecht: Frauen haben tendenziell höhere NT-proBNP-Werte als Männer.
Nierenfunktion: Nierenfunktionsstörungen beeinflussen den NT-proBNP-Wert, da die Nieren normalerweise das Peptid aus dem Körper transportieren.
Bluthochdruck: Ein hoher Blutdruck kann zu erhöhten NT-proBNP-Werten führen, da er das Herz belastet und die Freisetzung des Peptids auslösen kann.
Körperliche Aktivität: Körperliche Aktivität kann den NT-proBNP-Wert vorübergehend erhöhen, insbesondere bei Menschen, die nicht regelmäßig trainieren. Starke körperliche Belastungen führen somit zu falsch hohen Werten. Deshalb sollte vor der Blutentnahme auf Sport und weitere körperliche Belastung verzichtet werden.
Medikamente: Einige Medikamente können den NT-proBNP-Wert beeinflussen, insbesondere solche, die zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt werden.
Die Interpretation von NT-proBNP-Ergebnissen muss immer in Verbindung mit anderen klinischen und diagnostischen Befunden erfolgen. Da diese Einflussgrößen so komplex sind, erfordert die Bestimmung dieser B-Typ-natriuretischen Peptide mehr Erfahrung als bei anderen, einfacheren Laborparametern.
NT-proBNP-Tabelle:
NT-proBNP Werte (pg/ml) | ||
Altersunabhängige Werte | < 125 pg/ml | > 125 pg/ml |
Interpretation | Chronische Herzinsuffizienz unwahrscheinlich | Chronische Herzinsuffizienz sehr wahrscheinlich |
weitere Abklärung |
Wann kann der NT-proBNP-Wert zu hoch sein?
Es gibt mehrere Gründe, warum der NT-proBNP-Wert erhöht sein kann. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Eine Herzinsuffizienz, bei der das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen kann, ist eine häufige Ursache für einen erhöhten NT-proBNP-Wert. Das Peptid wird von den Herzmuskelzellen produziert und freigesetzt, wenn diese unter Druck stehen.
- Eine Niereninsuffizienz kann zu einem Anstieg des NT-proBNP-Werts führen, da die Nieren normalerweise das Peptid aus dem Blut entfernen. Wenn die Nieren jedoch nicht mehr richtig funktionieren, kann das NT-proBNP im Blut verbleiben und die Konzentration ansteigen.
- Ein Herzinfarkt kann ebenfalls zu einem erhöhten NT-proBNP-Wert führen, da er eine Schädigung des Herzmuskels verursacht und zu einer erhöhten Freisetzung des Peptids führen kann.
- Eine Lungenembolie, bei der sich ein Blutgerinnsel in den Lungenarterien bildet, kann zu erhöhten NT-proBNP-Werten führen.
- Andere Erkrankungen: Ein erhöhter NT-proBNP-Wert kann auch auf andere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzklappenerkrankungen hinweisen.
Ein erhöhter NT-proBNP-Wert liefert allein keine Diagnose. Daher sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die genaue Ursache zu ermitteln.
Was tun, wenn der NT-proBNP Wert zu hoch ist?
Wenn die erhöhten NT-proBNP-Werte auf eine Herzinsuffizienz hinweisen, kann die Behandlung verschiedene Maßnahmen umfassen, wie zum Beispiel:
- Medikamente, um den Blutdruck zu senken, die Herzfrequenz zu regulieren oder das Herz zu entlasten.
- Änderungen des Lebensstils wie Rauchstopp, Ernährungsumstellung oder mehr körperliche Aktivität.
- Behandlung zugrundeliegender Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck.
- In einigen Fällen kann auch eine spezifische Therapie wie eine Herzklappenoperation oder eine Herztransplantation notwendig sein.
Es ist wichtig, dass Sie die Empfehlungen Ihres Arztes befolgen und regelmäßige Follow-up-Termine einhalten, um sicherzustellen, dass die Behandlung effektiv ist und um weitere Untersuchungen zu ermöglichen, falls sich Ihre Symptome verschlimmern oder neue Symptome auftreten.
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Für die Praxis
Für die Bestimmung des NT-proBNP reicht 1 ml Serum aus.
In der hausärztlichen Praxis sind bildgebende Verfahren wie Echokardiographie und Röntgen nicht immer verfügbar. Um den Marker NT-proBNP zu bestimmen, genügt ein einfacher Bluttest.
DieESC-Leitlinieempfiehlt bei allen Patienten, die eine akute Luftnot aufweisen, auch NT-proBNP zu messen, um zwischen einer Herzinsuffizienz und einer nicht-kardialen Ursache zu differenzieren. Im chronischen Fall wird NT-proBNP als initialer diagnostischer Test empfohlen.
Die hohe Sensitivität ermöglicht die sichere Ausschlussdiagnose einer ventrikulären Dysfunktion bei Verdachtssymptomatik und darüber hinaus den Nachweis einer ventrikulären Dysfunktion bereits im asymptomatischen Frühstadium oder bei milder beziehungsweise diffuser Symptomatik.
Laura Ranzenberger | Dieser Beitrag ist fachärztlich geprüft
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